Sonntagnachmittag, das Ende einer ausgiebigen Radtour. Über vierzig Kilometer stehen auf dem Tacho und die beste aller Ehefrauen sieht aus, als ob so langsam das persönliche Limit erreicht ist. Die nächste Biegung entscheidet vielleicht über mein und das Schicksal eines mir unbekannten Hundes. Rechts geht es in weniger als fünf Kilometern nach Hause, links in Richtung Tierschutzverein, Umweg gut zehn Kilometer „Nach links“ japst Andrea, „Lass uns mal schauen“. Also gut, anschauen kostet nichts. Weitere drei Kilometer später haben wir die Straße gefunden, in der der Tierschutzverein residiert. Nach dem dritten Male verfahren weist uns Google Maps endlich den richtigen Weg und siehe da, vor der Tür steht ein Auto mit laufendem Motor und einem unübersehbaren Aufkleber des Vereins. Als die darin befindliche Dame gerade zum Losfahren ansetzt, klopfe ich an die Scheibe. Keine zehn Sekunden später wäre das Auto weg gewesen und mein Leben wäre wahrscheinlich so übersichtlich verlaufen wie bisher. Kein Hund, keine Verantwortung, kein Stress. Aber ich muss ja klopfen. Was ist bloß los mit mir?
Freudenthal heißt die nette Dame und im Gespräch bei geöffneter Seitenscheibe erfahren wir, dass sich aufgrund der Anzeige diverse Tierfreunde gemeldet haben und der Hund in Wurstform glücklicherweise schon vermittelt ist. Alles klar, danke für das Gespräch, wir sind dann mal wieder weg. „Aber“ unterbricht mich Frau Freudenthal, „ich habe noch diverse andere Hunde, die dringend ein neues Zuhause suchen. Wollen wir uns nicht morgen hier treffen und uns unterhalten?“ Letzte Chance zu verschwinden, weiter ein ungebundenes Leben ohne Hund zu führen. „Sehr gerne, wann und wo?“ höre ich mich fragen. Führt Burnout auch zu gespaltener Persönlichkeit?