Hundeflüsterer trifft Dog Whisperer

Cesar Millan polarisiert! Dieser Satz steht so oder so ähnlich in jedem Bericht, der sich mit dem “ Dog Whisperer“ befasst. Dabei wird gerade dieses Statement leider viel zu oft von Menschen geschrieben, die Cesar Millan nur aus dem TV kennen und nun glauben, sich anhand von zusammengeschnittenen Fernsehbildern ein Urteil über ihn und dessen Trainingsmethoden erlauben zu können. Allen voran im Moment die schreibende Zunft. Hauptsache etwas halbwegs Geistreiches ist dahingekritzelt und die Absatzzahlen eines jeden noch so vor Dummheit tropfenden Revolverblättchens stimmen. Stellvertretend für alle anderen seien hier die Herren Eckhart Fuhr (Die Welt), Michael Nicolay (Bild) und ein unbekannter Schmierenkomödiant des Berliner Kurier genannt. Ganz großes Kino!

Fakt ist, dass Cesar den hundehaltenden Teil der Bevölkerung in zwei Lager spaltet. Auf der einen Seite stehen dessen Befürworter. Auf der anderen diejenigen, die in dümmlichen und bisweilen gefährlichen Facebook-Gruppen wie „trainieren statt dominieren“ oder „gegen den Hundeflüsterer“ zum verbalen Rundumschlag ausholen. Allein das Lesen zahlreicher Beiträge kostet unendlich viel Mühe, nicht den Kopf immer und immer wieder auf die Tastatur zu schlagen, um auch ja nichts mehr auf so viel unsäglich sinnfreies Geschreibsel erwidern zu können. Dazu kommen sogenannte Tierschutzvereine, die anhand dessen und ohne persönliche Kenntnis der Lage die Auftritte von Cesar Millan verhindern möchten. Dabei vergessen wird gerne die Tatsache, dass Cesar Millan zahlreichen Hunden das Leben gerettet hat. Einer Aufgabe, der sich die unüberschaubare Anzahl an Tierschutzvereinen ja auch verschrieben haben.

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Aber weil nicht Hinz und Kunz von … sorry auf zwei bis Vier Pfoten ohne Weiteres ein Auftrittsverbot durchdrücken können, beruft man sich eben auf „die Sachkenntnis zur Durchführung von Hundetrainings nach §11 des deutschen Tierschutzgesetzes“. Und man hat mit Dr. Marc Hansmann als Ordnungsdezernenten der Stadt Hannover einen gesetzlich legitimierten Erfüllungsgehilfen gefunden. Dieser hat sich und seinem Dezernat bereits vor dem ersten Auftritt ein Denkmal gesetzt und deutsche Hunde unter Zuhilfenahme des Paragrafen 11 vor Cesar Millan geschützt. Hat der Mann eigentlich für ein fundiertes Urteil einen eigenen Hund und wenn ja, war er mit diesem in einer Hundeschule? Und wer schützt Deutschland vor Barak Obama?

Dass sich in Deutschland bis August 2014 jeder, der sich an einer Leine festhalten konnte, Hundetrainer nennen durfte, fällt dabei als Gegenargument einfach mal unter den Tisch. Dem Gesetz ist schließlich Genüge getan. Cesar Millan darf ohne einen lizensierten Trainer, der ihm auf der Bühne zur Seite steht, nicht in Deutschland auftreten. Die Berufung auf das Tierschutzgesetz an sich wäre auch nicht das Problem, gäbe es bundeseinheitliche Regelungen.

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Aber wie üblich sind in unserer Bürokratie wesentliche Dinge nur halb durchdacht. So kocht jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen und vergibt Trainerlizenzen nach freien Stücken. Solange dies der Fall ist, werden weiterhin nach Hilfe suchende Hundehalter auf nun „amtlich anerkannte Trainer“ treffen, die zwar immer noch keine Ahnung von Hunden haben, aber nun den Leuten per Dekret das Geld aus der Tasche ziehen dürfen. Dass dies die Situation um den Hund noch weiter verschlimmert, spielt dabei keine Rolle. Der Trainer ist schließlich vom Veterinäramt auf Sachkunde geprüft und hat ein Papier in der Tasche, welches Cesar Millan nicht vorweisen kann.

Allein der Aufwand der betrieben wurde, um der Show möglichst viele Steine in den Weg zu legen zeigt, dass Deutschland in eine gefährliche soziale wie emotionale Schieflage geraten ist. Einerseits wird dem Tierschutz inzwischen Beachtung geschenkt und das ist gut und richtig. Dass es dabei noch immer unsägliche Listen gibt, die das Halten bestimmter Rassen untersagt, steht auf einem anderen Blatt. Denn auch die Abschaffung dieser Listen wäre Tierschutz. Andererseits darf sich in Deutschland jeder mit jedem verpaaren und Nachwuchs in die Welt setzen. Und hier geht es um Menschen und nicht um Hunde. Wer hinter die Kulissen schaut weiß, dass hier ein viel größeres Problem lauert, als es den meisten überhaupt bewusst ist. Aber Kinderarmut und mangelnde Bildungschancen polarisieren eben nicht so sehr, wie dies ein Cesar Millan tut. Absatzzahlen bedruckten Altpapiers steigert man damit übrigens auch nicht, denn sonst würde fundierter Journalismus betrieben.

Gestern Abend war es nun endlich so weit. Trotz aller – bei ehrlicher Betrachtung peinlichen – bürokratischen Hindernisse betrat Cesar Millan mit einigen Minuten Verspätung die Bühne der Max-Schmeling-Halle in Berlin. An der Leine Vorzeigehund Junior. Beim ersten „Hello“ hatte er das Publikum im Griff. Was dann folgte, war Entertainment pur. Zahlreiche Geschichten wechselten sich mit Showeinlagen ab, bei denen es Cesar Millan auch nicht peinlich war, sich selbst und seine amerikanischen Mitbürger nicht ganz ernst zu nehmen. Und da er eine lizensierte Hundetrainerin unauffällig am Bühnenrand postiert hatte, wurde natürlich auch Anschauungsunterricht am lebenden Objekt Hund gegeben. „Tscht“ … „ahhh“ … „ohhh“ … tosender Beifall!

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Trotz aller Show, sobald Cesar Mensch mit Hund an seiner Seite hat, weicht seine Lockerheit augenblicklich seiner akribischen Ernsthaftigkeit, die er beim Training an den Tag legt. Es ist, als ob der Schalter von „Unterhaltung“ auf „Arbeit“ umgelegt wird, denn ab diesem Moment gilt die volle Konzentration nur noch dem Mensch-Hund-Team. Die Bühne ist Nebensache, das Publikum in diesem Moment vollkommen vergessen! Interessanter Aspekt am Rande: Als einer der auf die Bühne gebrachten Hunde die Zähne zeigte, stand Cesar auf und entfernte sich vom Hund. Wer trotz dieser kurzen Einblicke in sein Training dennoch etwas anderes als den „Dog Whisperer“ als Bühnenversion erwartet hatte, war auf der falschen Veranstaltung. Hier ging es um vornehmlich Show und nicht um Hundetraining! Sympathisch der Abgang, als sich Cesar minutenlang Zeit nahm, zahlreiche Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen.

Auch wenn die Show für Millan-Fans- und Kenner keine wirklich neuen Erkenntnisse brachte und nur an der Oberfläche der Materie kratzte, die Überraschung erwartete mich am Schluss der Veranstaltung. Denn bis Showbeginn war mir nicht klar, was Andrea für besondere Karten organisiert hatte. Ich durfte als VIP Cesar Millan treffen! Daher auch der etwas irreführende Titel dieses Beitrages, denn im Tierschutzverein hatten mich die ach so jahrelang hundeerfahrenen Mitglieder despektierlich als Hundeflüsterer tituliert. Geht ihr mal weiter mit der 15 Meter Schleppleine Gassi, „damit der Hund Spaß hat“ und fürchtet euch vor Pits und Staffs. Da beginnt nämlich Tierschutz … einen Dackel kann jeder ausführen!

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Nun konnte ich hinter der Bühne im VIP-Bereich Cesar treffen, einige Worte mit ihm wechseln und ihm die Visitenkarte zu Ottis Website überreichen. Er war begeistert und versprach, sich die anzusehen! Ottis Heiligsprechung aus der Ferne. Und ich habe Junior gestreichelt!!!

Hundeflüsterer trifft Hundeflüsterer … und dazu gibt es nachträglich noch ein Interview mit der Hundetrainerin und Betreiberin der Seite wissen-hund.de Birthe Thompson zum Thema Cesar Millan in Deutschland (ab Minute 5:42):

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6 Gedanken zu „Hundeflüsterer trifft Dog Whisperer“

  1. Hallo 🙂
    Vielen Dank für diesen wirklich sehr schönen Bericht. Jedes Wort, ob Text oder Video spricht mir aus dem Herzen.
    Vieleicht kann ich noch etwas zur Aufklährung beitragen ;-).
    Die Dame welche mit Cesar auf der Bühne arbeitet, ist Cesars Mitarbeiterin. Ihr Name ist Colleen Steckloff. Sie ist Cheftrainerin im DPC. Außerdem reist sie mit Cesar um die Welt und begleitet ihn überall auf den Bühnen. In einigen Hundeflüsterer Folgen ist sie auch zu sehen.
    mfg Gunnar Blath

    1. Hallo Gunnar,

      vielen Dank für deinen Kommentar und die Aufklärung bzgl. Colleen Steckloff … wieder was gelernt 🙂

      Ansonsten freue ich mich, dass ich mit meinem Beitrag nicht alleine stehe, für den ich schon recht viel Anfeindung habe erleben müssen. Aber da stehe ich drüber, denn viele simple Dinge die Cesar vermittelt, funktionieren einfach im Alltag.

      … und irgendwie muss es auch was mit Cesar zu tun haben, dass ich nicht mal eine Woche später zu meinem Mini Bulli Diesel gekommen bin 😉

      Viele Grüße
      Micha

  2. Milan, Dich kenne ich nicht persönlich.
    Ich bewundere Dich und empfinde sehr oft die gleichen Gedanken und
    Gefühle, die Du bei einem „Hundeerziehungskurs“ anwendest.
    Ich bin seit über drei Jahren bei der Arche-Noah-Witten eine ehrenamtliche Helferin, Augenmerk Hunde. Mein Herzensanliegen ist es, Tierheim-oder Asylhunden, die zu einem grossen Teil auch aus behördlichen Beschlagnahmungen stammen, etwas Herzenswärme, Liebe
    Auslauf und Vertrauen zu schenken. Dies gelingt, auch ohne grossen Sachkundenachweis. Dies gelingt wirklich, nur mit Geduld, Einfühlungsvermögen, grenzenloser Liebe zu diesen Wesen und einem
    zum Teil nicht unerheblichem Zeitaufwand. Diese Zeit nehme ich mir.

    Die Angestellten der Arche-Noha-Witten in Witten, Tiere in Not, sehen diese Tätigkeit aber sehr, sehr kritisch. Das was ich mache, ist
    nicht nötig. Wichtiger ist es, einen Kackihaufen zu entfernen, wenn ich
    einen solchen übersehe, wehe wehe. Dieses Beispiel ist wörtlich zu vertehen. In dem Jahr 2014 habe ich 4 x wöchentlichdie Nachmittage bei den Hunden verbracht, mitwoch, freitag, samstag, sonntag. Zusätzlich jeden Feiertagsnachmittag, einschl. Silvester, Neujahr usw.
    Inges. 3.000 Entfernungskilometer (eigene Kosten) zurückgelegt.
    Alles unterlag der Kritk: Unsauberkeit, zuviel Zeitaufwand, ungesundes Belohnungsfutter zu verwenden, Kritik des Pflegers zu ignorieren. Ich b r u e l l e keine Hunde an, halte sie mit gehobener
    Leine in Schach und führe sie so am Halsband raus, das die Vorderpfoten den Boden nicht berühren können. Eine, die nur Honig ums Maul des Tieres schmiert, ist fehl am Platze. Diese Schikanen halte ich nun seitt gut 1 1/2 aus. Ich bin aber immer noch bei meinen
    Schützlingen, wir haben Langzeitinsassen, zu denen ich eine besondere Verbundenheit empfinde. Ich bekomme bei jedem Besuch von den Hunden bewiesen, dass sie dieses auch so empfinden. In einer Vorstandssitzung beantragte dieser besagte Pfleger, mich von der ehrenamtlichen Tätigkeit auszuschliessen. Dieser Antrag wurde von den Vorsitzenden zurückgewiesen, im Sinne der Hunde. Dies wurde
    ausdrücklich betont. Nur leider ist die Ltd. Mitarbeiterin, Frau Drögehorn, nicht so ganz dieser Meinung. Es ist und war für mein Empfinden Mobbing angesagt. Zur Zt. etwas zurückhaltender, weil es ja wieder in der Weihnachtszeit zu sehr empfindlichen Personalemgpässen kommen wird und sich zu den angesagten Feiertagen wohkl wieder kaum jemand bei den Hunden einfinden wird.
    Schnell Kacki-Schüppe, Pinkeln lassen wieder rein, Füttern. Nachmittags 18.00 machen wir dann die Hundeklappen zu. Das ist Pflicht. Meine ist es nicht, es ist meine Verantwortung für Kreaturen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. OK. ich schliesse meine lange Mail Kann diese (auszugsweise? ) an Milan weitergeleitet werden. Ich
    und meine Nichte (17 Jahre) werden seine Show im Ruhrgebiet besuchen. Komme was wolle. Seit einem Jahr ist Janina tatkräftig an meiner Seite, mein Ehemann, Rainer Eberhardt, unterstützt auch alles sehr zuverlässig im Sinne der Hundehilfe. Danke sage ich Ihnen.
    Wenn Ihrerseits Interesse besteht, würde ich gerne mit Ihnen korrespondieren. 0234 7054 85. Meine Mail-Adresse haben Sie.

    in tierschützender Verbundenheit

    Iris Eberhardt

    Gott segne Dich, Milan!!!

    1. Hallo Iris,

      so sehr ich ehrenamtliche Arbeit an Hunden schätze, so ist dies doch „nur“ ein Blog und ich hatte das große Glück, Cesar Millan persönlich zu treffen. Außerdem hast du hier die Kommentarfunktion verwendet, ich erhalte also keine Mail. Ich lasse das aber alles mal so stehen, allerdings ist es mir nicht möglich, deinen Beitrag als Mail wie auch immer an Cesar Millan weiterzuleiten. Darum musst du dich dann bitte allein kümmern.

      Ich drücke dir für dein Ehrenamt die Daumen, sei stark und halte durch!!!

      Michael Schulz

  3. Liebe Leute,
    Ich freue mich, dass ich hier von Menschen lese, die sich tatsächlich intensiv mit Hunden befassen….auch solchen in Not…. Und sich nicht diesem stumpfbackigen Gehetze undifferenziert anschließen oder es gar verlinken.

    Auch finde, César macht einen guten Job.
    Und was du, Iris, da geschrieben hast, wundert mich nicht.
    Viele Leute in vereinen und Verbänden verhalten sich so.
    Es geht Ihnen darum, zu gelten, aber doch mit Sicherheit nicht um die Hunde!
    Einfach nicht beachten!

    Aber zurück zu Cesar.
    Jeder der einen großen starken Hund hat, vielleicht sogar einen traumatisierten Hund aus dem Tierschutz, erlebt das immer selbe.
    Panik des Umfeldes und anderer Hundehalter, sobald man auftaucht,
    Trainer, die irgendwelchen Unfug machen, alles besser wissen, aber am Ende den Hund nicht in die Lage versetzen können, normal mit anderen Hunden zu spielen oder im Freilauf zuverlässig zu reagieren.

    Wer hundesprache nicht versteht, und nicht angemessen auf deren Signale reagiert dem wünsche ich mal einen Rottweiler oder ähnliches an der Leine.
    Jeden Tag, drei Stunden.

    Wenn solche Hunde und deren Halter sich nicht mit dem nötigen Respekt begegnen, kommt es zu schlimmen Szenen.

    Das weiß jemand wie Cesar nur zu gut und genau deshalb arbeitet er so, wie er es tut.

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