Ich stelle immer wieder fest, dass ich mich außerhalb der großen Stadt in meiner ganz eigenen kleinen Blase der Glücksseeligkeit unglaublich wohl fühle. Wenige Menschen leben hier und mehr als zehn Personen auf einmal trifft man höchstens beim Restaurantbesuch oder an der Kasse des Supermarktes. Ganz anders tobt das Leben nur wenige Kilometer weiter entfernt und der Jahreszeit entsprechend vorweihnachtlich chaotisch. Einen Großteil der Gaben, die die wenigen wichtigen Menschen unter dem Baum vorfinden sollen, konnte ich bereits online bestellen. Aber es gibt die eine oder andere Kleinigkeit, die man eben doch vor Ort besorgen muss.
Und so ergab es sich, dass ich mich heute mit Kind und Hund in Richtung der Borsighallen aufmachen musste. Eine Ahnung dessen, was mir gleich bevorstehen würde, erhielt ich bereits im Parkhaus. Die ersten fünf Etagen waren vollständig besetzt, das hieß, innerhalb des altehrwürdigen Komplexes würden sich die Leute gestresst und gereizt auf die Füße treten. Also beste Voraussetzungen, wieder einmal Ottis und meine Toleranzgrenze auszuloten. Und vor allem wollte ich testen, wie viel Vertrauen Otti inzwischen hat, wenn ich ihn trotz größter Ablenkung allein lasse. Den Hund beim Training auf einer Decke liegen zu lassen ist eines, ihn aber auf einer Bank im Vorweihnachtsrummel eines Einkaufszentrums abzulegen, während sich Dutzende unbekannter Menschen um ihn herum bewegen, eine ganz andere.
Aber Otti ist die Ruhe selbst, das Hundetraining zeigt Erfolg. Und was für einen! Egal welchen Laden ich mit Kira auch aufsuchte, Otti saß allein auf der Bank und beobachtete das Treiben gelassen. Selbstverständlich habe ich ihn dabei nicht aus den Augen gelassen, aber dennoch war das für den Hund eine echte Prüfung. Grinsen musste ich dabei immer wieder über Leute, die etwas verwirrt an einem offensichtlich herrenlosen Hund vorbei hasteten, der ruhig herumlag und sie beobachtete. Und auch innerhalb von Geschäften legte sich Otti ruhig an die ihm zugewiesene Stelle und wartete geduldig ab, bis wir fertig waren. Da darf man sich eben gelangweilt auch mal hinter dem Ohr kratzen.
Und die Moral von der Geschicht`? Ohne Training geht das nicht 🙂