Schauspieler und Lebensretter

Nachdem ich gestern beim Tierschutzverein vorbeigeschaut habe und bei der Gelegenheit auch gleich Freundschaft mit einem American Pitbull geschlossen habe, stelle ich abends fest, dass Otti hinkt. Kind und Freundin haben tagsüber mit dem so viel gespielt, dass er sich offenbar dabei die linke Vorderpfote weh getan hat. Nachdem nun heute noch immer keine Besserung eingetreten ist, wird Otti ins Auto gepackt und Tierärztin Dr. Tudies aufgesucht. Nach einiger Wartezeit nimmt das heutige Drama seinen Lauf.

amrican_pitbull_micha2Erster Akt – der plötzlich überall hinkende Hund

Um zu bestimmen, welches Bein denn nun schmerzt, wird Otti beim Laufen von einer Ärztin, zwei Helferinnen, Andrea und mir beobachtet. Mal hebt er den linken Hinterlauf, mal den rechten. Dann klappt er willkürlich mal links, mal rechts die Vorderpfote an, setzt sich dann und wackelt mit dem Hintern. Der Hund ist beim Arzt so nervös, dass er sich bewegt wie auf einer heißen Herdplatte. Aus einer scheinbar verletzten Vorderpfote ergibt sich nun auch noch der Verdacht auf Flöhe. Jedoch bringt das Bürsten kein Ungeziefer zum Vorschein. Eine Untersuchung aller Pfoten ergibt ebenfalls nichts, so dass die Diagnose Muskelkater gestellt wird. Drei Tabletten Traumeel täglich sollten Besserung bringen.

Zweiter Akt – der um sich beißende Hund

Otti kratzt sich unregelmäßig das linke Ohr, die Diagnose nach dem Anschauen ergibt eine erneute Ohrenentzündung. Als aber nun erst zwei, dann drei und letzten Endes vier Leute versuchen, dem Hund Ohrentropfen zu verabreichen, wird es ihm zu viel und er beginnt herzzerreißend zu jaulen. Als das auch nichts bringt, schnappt er nach den Händen der Ärztin und der Schwester. Gegen beißende Hunde hilft nur der Maulkorb und es hat sich ausgeschnappt. So ein Drama wegen ein paar Ohrentropfen, das hättest du einfacher haben können, du Angsthase.

Dritter Akt – der hektisch bellende Hund

Abends beginnt Otti mit einem Male hektisch in Kiras Zimmer zu bellen. Wenn der Hund so bellt, läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. Und zu recht, wie sich Sekundenbruchteile später herausstellt, als ich ins Kinderzimmer fliege. Denn Kater Paul nutzt die Chance des unbeobachteten Moments zu einem Fluchtversuch aus dem offenen Dachschrägenfenster. Hätte Otti das nicht richtig erkannt und nicht sofort angeschlagen, wäre uns wahrscheinlich erst viel zu spät aufgefallen, dass der Kater sich nicht mehr blicken lässt. Fenster zu, Katze weg! Einen Sturz aus dem dritten Stock hat er vor Jahren schon halbwegs unbeschadet hinter sich, aber man sollte sein Glück auch nicht überstrapazieren. Sag dem Hund danke, du tollkühnes Katzenvieh …

2 Gedanken zu „Schauspieler und Lebensretter“

  1. Hi Michael, das hast Du wiedermal weltklasse geschrieben, es macht so viel Spaß die Geschichten zu lesen. Ich mutiere zu einem Fan…grins.
    Deine neuen Pitti-Freunde warten bestimmt schon sehnsüchtig auf Fortsetzung 😉 Ich habe innerlich auf dem Boden gelegen vor Lachen, als Du mit dem zweiten Pitti an der Leine ankamst und etwas verzweifelt-stolz-herausfordernd- die Situation gemeistert hast. Hoffe die Hose hat das ohne Nässe überstanden…lach…. HAST DU KLASSE GEMACHT ! Bis zum nächsten Mal 🙂 LG Nicole vom TSF-Team

  2. Hallo Nicole,
    danke für die verbalen Streicheleinheiten 🙂
    Hose war vorher schon nass, lag aber an diversen Hundepfoten.

    Bei den Pittis habe ich meine gesamte überwältigende 4-monatige Hunde-Erfahrung in die Waagschale geworfen … und es hat funktioniert 😀 Aber ich durfte ja vorher schon an einigen Schäferhunden üben, bevor man mir die Pittis anvertraut hat. Und der zweite Pitti war doch ein so entspannter und dankbarer Hund, da konnte man nur wenig falsch machen.
    Auf alle Fälle habe ich viel gelernt und bin um eine gewaltige Erfahrung reicher. Ich bin beim nächsten Mal wieder da, wenn jemand für Pittbulls und ähnliche Kameraden gesucht wird … mein Muskelkater ist auch fast schon wieder weg, kann also weitergehen.

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