Ende einer entspannten Gassirunde. Otti & Diesel hatten Freilauf ohne Leine und durften einfach Hunde sein. Aber nun kommen wir langsam an die Hauptstraße, also Leinen ran und Disziplin. Ich bleibe an einer Querstraße stehen und die Hunde setzen sich – ohne Sitz- oder ähnliches Kommando, weil wir das so gelernt haben und weil wir das immer so machen. Ich stehe, die Hunde setzen sich neben mich. Weitere Kommunikation ist nicht nötig.
Diese an sich unspektakuläre Handlung wird von drei Menschen auf der anderen Straßenseite beobachtet und alle bleiben erstaunt stehen. Als wir an denen vorbeilaufen, fällt obiger Satz:
„Die sind aber gut erzogen.“
Was mich im ersten Moment ehrt, stimmt mich im nächsten nachdenklich. Ist es um das Hundewesen, um Hund und Halter, inzwischen so schlimm bestellt, dass es hundelosen Menschen auffällt, wenn Vierbeiner eine an sich selbstverständliche Handlung ausführen? Ist es so ungewöhnlich, wenn Hunde an lockerer Leine nebenher laufen, ohne zu ziehen und zu zerren? Ohne kläffen, schnüffeln, ohne sich ablenken zu lassen?
Denn wenn es wirklich so weit ist, dann sollten diejenigen anfangen nachzudenken, die eben obigen Satz nicht hören. Sollte es nicht für jeden Halter Normalität sein, dass sich ihre Hunde in der Öffentlichkeit so benehmen, dass sich niemand belästigt fühlt?
Klar, auch Diesel & Otti laufen oder reagieren nicht immer so, wie ich mir das wünschen würde. Aber wir arbeiten täglich daran. Und irgendwann muss ich den beiden einfach nicht mehr beim Nachdenken helfen, weil Handlungen zur Gewohnheit geworden sind. Und wenn Menschen irgendwann nicht mehr bemerken, dass Hunde gut erzogen sind, dann sind wir als Hundehalter alle auf dem richtigen Weg – aber der ist scheinbar noch sehr lang.
Prima Konditioniert – nichts anderes ist das.
Sie stehen dazu, auch mittels Strafreizen erfolgreich zu konditionieren, sprechen sich aber gegen erfolgreiche Konditionierung mittels Belohnungen aus. *kopfkratz*
Grenzen setzen, Verhalten korrigieren, kann man sehr gut auch – entgegen Ihrer Aussagen in einem anderen Blogeintrag – wenn man Fehlverhalten ohne positive Strafreize, nämlich mittels Verhindern des Erfolgs von unerwünschtem Verhalten und Belohnung von erwünschtem Verhalten, korrigiert.
Um Konditionierung kommt keiner herum, der Verhalten formt – auch Sie nicht – selbst wenn man es umbenennt in Beziehungsarbeit oder Ähnliche Worthülsen.
Warum postet man einen solchen Kommentar eigentlich auf einer Website, die aus Spaß geführt wird und nicht in einer ach so tollen und verständnisvollen Hunde-Gruppe bei Facebook? Was will man als Verfasser damit erreichen? Sich über den Ersteller des Beitrags stellen? Sich selbst moralisch aufwerten, weil man vielleicht mehr weiß oder mehr Erfahrung hat? Ich weiß es nicht …
Lange Rede, kurzer Sinn – nennen sie es Konditionierung, Erziehung oder was immer sie möchten. Darum ging es hier auch nicht. Es ging darum, dass es Nichthundehaltern auffällt, wenn sich zwei (konditionierte, erzogene, whatever) Hunde ohne verbale Kommunikation an die Bordsteinkante setzen. Das können die übrigens auch ohne Leine. Es rettet ihnen das Leben, weil sie eben nicht über die Straße laufen.
Und ob ich belohne und wie ich belohne, muss ich nicht jedes Mal ausführlich erläutern. Ob ich ein Signalwort verwende, ob ich Kontakt mittels streicheln oder spielen oder Futter verwende, es bleibt eine Belohnung, die ich den Hunden regelmäßig zukommen lasse, ohne dass ich das explizit erwähnen müsste.
Ob sie also mit ihrem erlernten Fachwissen prahlen oder mich korrigieren oder dumm dastehen lassen möchten, kann ich nicht sagen. Es ist mir bei einem mir unbekannten Menschen über das Internet auch völlig egal. Daher gehen sie doch bitte weiter auf ihren Hundeplatz, in ihren Park, auf die Hundespielwiese oder sonstwohin und korrigieren sie reale Halter, die ihre Hilfe wirklich nötig haben.
Danke dafür!
Nachtrag:
Das Internet ist eine tolle Sache. Man erfährt unendlich viel über den Verfasser eines Kommentars, wenn dieser wie die liebe Frau Mitlmeier sich überall verewigt, wo es um Hunde und/oder Cesar Millan geht.
Daher liebe Frau Mitlmeier:
Zanken sie sich weiter mit ihrer Familie über lebende oder tote Verwandte, schreiben sie weiter Gedichte und zetern sie bei Facebook weiter gegen Millan. Aber vor allem:
Get a life!