Abend, 19.15 Uhr – Frau und Kind sind noch bei Pflanzen Kölle, um unaufschiebbare Erledigungen wie den Verzehr der besten Rostbratwurst der Welt zu tätigen, als das Telefon klingelt. Eine inzwischen bekannte Stimme meldet sich: „Hallo Herr Schulz, ich komme gerade aus Polen, habe Otto im Auto und bin in ungefähr einer Stunde bei ihnen.“ Ich liebe Überraschungen, glaube mit meinem kindlichen Gemüt noch immer tief im Herzen an den Weihnachtsmann und seinen Kumpel Osterhasi, aber hier habe ich Mühe, den Hörer in der Hand zu halten. War da nicht die Rede vom Wochenende und erst einmal dort ansehen? Jetzt sind wir bei „heute“, „hier“ und „mitnehmen“.
Eine Sinuswelle der Gefühle packt mich. Oben steht die auf Vorfreude und Neugier, unten auf Panik. Die Anschläge wechseln im 3-Sekunden-Takt. Wir haben weder Hundefutter, noch Leine im Haus, geschweige denn irgendeinen Gedanken daran verschwendet, ob und wenn ja, wie wir den Hund abholen. Nun wird der frei Haus geliefert, keine reelle Chance, die Annahme noch zu verweigern. Aus der Nummer komme ich nur noch mit einem blitzsauberen Suizid oder aber die Katzen zerlegen den kleinen Kerl innerhalb der ersten Minuten. Was habe ich nur getan?