Rehe und Hunde und deren inkompetente Halter

Trotz Ottis Abstecher >>> laufen wir außer an der Straße und bei Kontakt mit anderen Hunden wieder ohne Leine. Das auf dem Lehrgang >>> Erarbeitete habe ich seitdem in jeden Spaziergang eingebunden. Bei Fußgängern, Radlern oder Hunden, aber auch vollkommen unwillkürlich und für Otti nicht vorhersehbar rufe ich „Platz!“. Die ersten Male schaute er dabei noch etwas irritiert und ich musste meiner Weisung etwas Nachdruck verleihen. Inzwischen bricht er zwar nach dem Hörlaut nicht in sich zusammen, aber er legt sich relativ zügig hin. Das funktionierte dann tatsächlich auch letzten Sonntag, als mehrere Rehe durch das Unterholz tobten und unseren Weg kreuzten.

Otti liegt nach dem Rufen trotz Ablenkung durch die Rehe fast sofort – ganz im Gegensatz zu dem gewaltigen Neufundländer der in diesem Moment hinter uns auftaucht. Nachdem die Rehe genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind, gilt dessen ganze Aufmerksamkeit nun schlagartig uns. Ich höre zwar noch eine Frau rufen, aber zu sehen ist niemand. So wirft sich Andrea reaktionsschnell und todesmutig in allerbester Cesar Millan Manier zwischen uns und dem aufgrund dessen verwirrten Neufundländer. Und das geht gar nicht, ich verstecke mich nicht. Der Wechsel der Position bringt den Hund nun endgültig durcheinander. Als ich ihn anbrülle, er solle verschwinden, fliegt sein Fell aufgrund der Schalleinwirkung nach hinten. Das zeigt Wirkung und endlich trollt er sich. Von seiner Halterin ist bis heute nichts zu sehen.

Noch mehr Ärger gab es dann heute auf dem Spaziergang. Otti und ich tollen über den Mauerweg, als uns jemand mit schwarzem Schäferhund-Mix entgegen kommt. Otti setzt sich und ich kann die Leine befestigen. Der andere Hund belauert uns weiterhin leinenlos. Und anstatt nun seinen Hund ebenfalls anzuleinen höre ich ein leises „los“, worauf der Schäferhund in unsere Richtung rennt! Auf meine Bitte, den Hund zurückzurufen, bekomme ich zur Antwort, dass „sie nur ein wenig übermütig ist“. Mir fehlen die Worte, als wir umkreist werden. Und dieser Hund will definitiv nicht spielen, denn Otti steht hinter mir! Nachdem meine erneute Bitte den Hund abzurufen ignoriert wird, schlage ich diesem für ihn und mich vollkommen überraschend auf das Hinterteil.

Ein lautes erschrecktes Jaulen, den Schwanz zwischen den Beinen eingeklemmt verschwindet der Hund nun Schutz suchend hinter seinem Herrchen. Aktion Überraschungsangriff geglückt! Der Halter ist vollkommen außer sich. „Warum schlägst du meinen Hund?“ fängt er an zu toben, jedoch offensichtlich ebenso verunsichert wie sein Hund. Ich erkläre ihm in aller Ruhe, dass ich ihn zwei Mal darum gebeten habe, seinen Hund von uns fernzuhalten. Nachdem dies nicht passierte, erfolgen eben Konsequenzen. Diese könnten wir aber gerne persönlich bei Bedarf ausbauen und vertiefen. Offensichtlich möchte man dies jedoch nicht, denn Hund – jetzt plötzlich angeleint – und Halter machen sich davon. Warum nicht gleich so?

Und die Moral von der Geschichte? Mein Hund vertraut mir! Ich bin Rudelführer und muss Situationen wie die beiden geschilderten lösen, ohne dass Otti dabei zu Schaden kommt. Schaffe ich das nicht, vertraut mir Otti nicht mehr. Ich kann inzwischen sehr wohl unterscheiden, ob ein Hund neugierig oder verspielt ist oder ob die Absichten nicht gar so freundlich sind. Allein Ottis Verhalten zeigt mir immer, was er von dem anderen Hund hält. Wenn also andere Hundehalter ihre Tiere nicht kontrollieren können oder wollen, muss ich sie dabei unterstützen.

Und dass ich dabei richtig die Hosen voll hatte, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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