Esoterik für Hundeversteher

Wie fange ich einen Beitrag an, der eigentlich vollkommen irrational ist? Wie erklärt man Außenstehenden einen Vorgang, den man selbst nicht versteht? In unserer von Wissenschaft dominierten westlichen Welt ist kein Platz mehr für Esoterik, Mystik, Spiritualität oder einfach Unerklärliches. Ich stehe ja auch mit beiden Beinen relativ fest auf dem Boden, bin durch und durch Realist und hätte ein solches Erlebnis selbst abfällig als „Spinnerei“ abgetan … bis heute. Bis ich selbst etwas erlebt habe, was ich mir nicht erklären kann.

Andrea ist mit Otti Gassi. Ich sitze vor einer neuen Teufel-Anlage und konzentriere mich auf die Musik. Ich genieße und versuche, einzelne Instrumente herauszuhören. Ich erkenne durch die Qualität der Boxen Dinge, die sonst verborgen bleiben. Vollkommen entspannt sitze ich mit geschlossenen Augen auf einem Sessel und lasse den Klang auf mich einwirken – Musik so, wie man sie erleben sollte, statt nur nebenbei zu konsumieren. Bis ich plötzlich ein Bild vor Augen habe:

Andrea und Otti ist etwas passiert. Otti ist von einem größeren Hund gebissen worden!

Ich hetze hektisch an das Handy, aber weder hier noch auf dem Festnetz ein entgangener Anruf. Ich überlege Andrea anzurufen, verwerfe den Gedanken aber wieder. Man will sich ja schließlich nicht lächerlich machen. Was soll Ostermontag in unserer Idylle schon passieren? Oder doch? Musik hören hat sich jedenfalls erledigt und ich warte ungeduldig, bis beide nach Hause kommen, während Adrenalin pumpt. Sicher, dass alles in Ordnung ist, bin ich mir immer noch nicht.

Otti hüpft und begrüßt mich beim Heimkommen, aber Andrea ist blass und wütend. Auf dem Rückweg aus den Feldern sind durch die geöffnete Tür eines Grundstücks zwei Labbis ausgebüchst und direkt über die Straße Richtung Frau und Hund. Andrea konnte sich gleich zwei großer Hunde nicht wirklich erwehren und so schnappte einer der beiden nach Otti. Die Diskussion mit der Halterin über den Gartenzaun war recht unerfreulich, da sich die Labbis nicht abrufen ließen. Erst nach mehrmaligen Rufen verschwanden beide wieder auf ihr Grundstück. Mein Gefühl, meine Ahnung, mein Was-weiß-ich haben mich nicht getrogen. Dieser Vorfall spielte sich zeitlich ziemlich genau in dem Moment ab, als ich aus meinem Sessel hochschreckte.

Wäre dies das erste Erlebnis dieser Art, würde ich das als Zufall abtun und hätte kein Wort darüber geschrieben … von wegen lächerlich und so. Aber ich hatte etwas Ähnliches schon mit einem anderen Hund erlebt. Vor einigen Wochen sollte ich über den Tierschutzverein einer älteren Dame helfen. Ihre Schäferhündin wollte nicht in das Auto, keine Chance, sie zum Springen auf die Rückbank zu bewegen. Als ich nach einer Kennenlern-Phase, in der die Hündin ein wenig Vertrauen aufgebaut hat, mit ihr vor dem Auto stehe und sie sich rückwärts in die Leine werfend mit allen vier Pfoten in den Boden stemmt, erkenne ich, warum sie nicht in das Auto will: Sie erkennt die über ihr liegende hohe Kante der Rückbank nicht! Sie kann nicht darüber schauen und für sie sieht es aus, als ob sie ins Leere springt.

Ich lasse mir einen Wäschekorb als Einstiegshilfe bringen und positioniere diesen vor der geöffneten Tür. Die Schäferhündin setzt die Vorderpfoten darauf, schaut ins Auto und springt von selbst hinein. Sie hat sofort verstanden, worum es hier geht. Nach nur drei Versuchen springt sie auch ohne Wäschekorb auf die Rückbank und bleibt sogar allein auf meinen Blickkontakt liegen, als ich mich vom Auto weg bewege. Sie weiß jetzt, wohin sie springt. Endlich können Hund und Halter zum Trainingsgelände fahren.

Lilly-11-03-2014-11

edit:

Leider war das aber nicht das einzige Problem zwischen Hund und Halter. Hunde schauen eben selten ab 18.00 Uhr fern und halten bis zum nächsten Morgen Ruhe, nur weil das Vorabendprogramm im TV beginnt. So musste Lilly dort wieder weg. Aber auch beim nächsten Halter zeigte sie Verhaltensweisen, die einer guten Beziehung nicht zuträglich sind. Sie zerlegte zwei Matratzen beim Alleinsein und biss den Halter. Nun geht sie auf einen Hof zu anderen Hunden. Das ist schade, denn Lilly ist bei richtiger Führung sicherlich ein Hund, mit dem man arbeiten kann.

edit 20.06.2014:

Ich habe mit dem neuen Halter telefoniert, um mich nach Lilly`s (die jetzt Kira heißt) Befinden zu erkundigen und zu erfahren, ob und wann die Hündin denn nun ins Tierheim abgegeben wird? Die Aussage trieb mir Freudenpipi in die Augen, denn Lilly-Kira bleibt dort. Sie hat sich toll entwickelt, hat zwar weiter einige Defizite, aber an denen arbeitet man und die wird nicht mehr weiter gereicht 😀

Happy End für Lilly-Kira

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