6.03 Uhr, Anruf der Lieblingsschwiegermama. Kira fühlt sich gut, ist schmerzfrei und bleibt daher bis Samstag. Plan B tritt in Kraft. Andrea geht zur Arbeit und ich organisiere im Laufe des Tages alle notwendigen Arztbesuche ab der nächsten Woche. Somit müssen Otti und wahrscheinlich auch die Nachbarn auf die harte Tour das Alleinsein lernen. Hunde sind bei Ärzten leider nicht erwünscht. Hoffentlich bellt der nicht die ganze Zeit über. Ich bin nämlich schon über die ersten Meldungen seitens Ottis überrascht.
Denn seit heute hat der den Wachhund in sich entdeckt. Morgen ist Otti sechs Wochen bei uns und damit gilt die bei Profis und erfahrenen Hundebesitzern anerkannte sechswöchige Eingewöhnungsphase als beendet. Der Hund ist endgültig bei uns angekommen und beginnt, sein Revier zu bewachen. Dazu gehört offenbar auch das Melden von Geräuschen im Hausflur. Dabei belässt er es aber nicht bei Störungen vor unserer Tür, gemeldet wird einfach alles. Das Klappern von Schlüsseln im Erdgeschoss, das Schließen von Türen im Keller, die Klingel des Nachbarn unter uns. Jedes Mal steht Otti Gewehr bei Fuß und schlägt in den höchsten Tönen an.
Glücklicherweise hatte ich letzte Woche eine Folge von Cesar Millans Hundeflüsterer gesehen, in der er einen kläffenden Hund zur Ruhe bringt. Ich versuche die gleiche Technik und siehe da, es funktioniert! Cesar beanspruchte den Raum um die Eingangstür für sich und zeigte dem Hund so an, dass er alles im Griff hat. Ich mache mit Otti genau dasselbe. Er schlägt an, ich stelle mich entspannt (!) zwischen ihn und die Tür und warte, bis er sich zurückzieht. Es dauert tatsächlich nur wenige Sekunden, bis aus dem lauten Gebelle ein leises Wuffen wird, was kurz darauf auch verstummt. Otti überlässt mir das Feld und legt sich hin. Der bevorstehende Tinnitus ist abgewendet.